Month: January 2013

Heinrich Steinfest: Ein sturer Hund

From Krimicouch.de
:

Wer ist die Mörderin, die ihre Opfer porträtiert und anschließend mit ritueller Präzision köpft? Und was hat sie mit dem Wiener Privatdetektiv Cheng zu tun? Denn als er sich selbst porträtiert findet, startet sein Wettlauf gegen die Zeit, und er muß feststellen, dass nicht nur sein Mischlingsrüde Lauscher ein sturer Hund ist …

Moritz Mortensen ist ein erfolgloser und ein wenig weltfremder Schriftsteller, dessen Bücher einfach nicht beachtet werden. Um so erstaunter ist er, als er in der Stuttgarter Stadtbücherei einen Mann auf seinem Stammplatz vorfindet, der ausgerechnet in einen von ihm verfassten Roman vertieft ist. Und nicht nur das – auch die beiden anderen von ihm verfassten Werke liegen auf dem Tisch. Was tut man nun, wenn man endlich jemanden gefunden hat, der sich für seine Bücher interessiert? Nein, man spricht ihn nicht an; man verfolgt ihn unauffällig. In eine Kneipe, wo er den ganzen Abend mit seinem Arbeitskollegen verbringt. Von dort weiter Richtung Heimweg, auf dem der Observierte von einer Frau angesprochen wird, die auch im Lokal saß und die diesen nun in dessen Wohnung begleitet. Mortensen begibt sich daraufhin in das Treppenhaus des Wohnblocks gegenüber, von dem er Sicht auf die Wohnung des unbekannten Lesers hat. Und was er von dort beobachtet, kann er zunächst gar nicht fassen: Ein Kopf fliegt durch das Zimmer direkt in das am Fenster stehende Aqarium. Die Frau verlässt anschließend die Wohnung und Mortensen – völlig konsterniert – den Schauplatz des Verbrechens.

Am nächsten Tag verfolgt Mortensen die Nachrichten in Presse und Fernsehen, wo ausgiebig über den grauenhaften Mord berichtet wird. Bei dem Toten handelt es sich tatsächlich um seinen Leser. Man hat auch bereits einen Verdächtigen festgenommen; nämlich den Kollegen, mit dem sich der Ermordete in der Kneipe getroffen hat. Mortensen weiß nicht, was er tun soll: einerseits will er nicht zur Polizei gehen, um nicht selber in Verdacht zu geraten, andererseits kann er aber auch nicht zulassen, dass der Mord einem Unschuldigen angehängt wird.

Und so kommt nach einem Drittel des Buches endlich der einarmige Wiener Privatdetektiv Markus Cheng ins Spiel und der Leser bemerkt bald, dass es sich bei diesem – und nicht wie bis dahin vermutet bei Mortensen – um den Protagonisten in Steinfests Roman handelt. Cheng, der ebenso wenig Chinese wie Mortensen Norweger ist, – aufgrund seines unauffälligen Eintrags im Telefonbuch ausgewählt – soll versuchen, die unbekannte Mörderin zu finden. Dieser muß sich jedoch erst ein wenig bitten lassen, denn Fälle, bei denen er auch noch seinen zweiten Arm verlieren könnte, will er eigentlich nicht mehr übernehmen.

Heinrich Steinfests Schreibweise ist einzigartig. Weitschweifig erzählt er mit vielen Worten und großem Wortschatz in ausgefeilten Satzkonstruktionen und benutzt Dialoge nur da, wo er mit seinen Beschreibungen nicht auskommt. Geschehnisse und Gedanken sind gleichberechtigt, ebenso wie Orts- und Personenbeschreibungen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch der Stuttgarter Fernsehturm zu seinem Recht kommt und als Schauplatz der Handlung so detailliert dargestellt wird, wie ihn wohl kaum einer kennt. Doch in all seiner Wortverliebtheit verliert sich der Autor zuweilen und lässt das Wesentliche eines Kriminalromans – den ausgefeilten Plot – zuweilen zur Nebensache verkommen. Eine an den Haaren herbeigezogene Story mag man ihm im Sinne eines unkonventionellen Autors und als Parodie eines Kriminalromans noch zubilligen, doch die entscheidenden Fortschritte auf dem Weg zur Lösung entbehren oft jeglicher Logik und werden dem Leser oft hingeworfen wie einem Hund das Fressen – womit der Bogen zum Titel des Buches geschlagen ist: »Ein sturer Hund«. Wer damit gemeint ist, das darf der Leser wie so manch anderes im Roman selber schlussfolgern. Lauscher, Chengs sturer Hund, dessen Rolle doch kleiner ist als man zunächst den Eindruck hatte? Oder doch der Detektiv selber, der zunächst nur ungern den Fall übernommen hat, sich aber dann von nichts und niemandem abhalten lässt? Vermutlich gibt es in diesem Werk eine ganze Reihe sturer Hunde, was bei dem ganzen Geflecht von Polizei und Geheimdienst auch kein Wunder ist.

Zwischen Stuttgart und der schwäbischen Alb lässt der Autor seinen Figuren sämtliche Freiheiten. So erlebt der Leser manche Überraschung. Die brutalen Morde passen so gar nicht in die beschauliche Atmosphäre und fügen sich dennoch nahtlos ins Geschehen ein. Seine skurrilen Figuren sind mit viel schwarzem Humor ausgestattet und man muß sich schon bemühen, um zwischen all dem Sarkasmus den Fäden der Verbrechen zu folgen.

Long Yu – BBC Symphony Orchestra

Barbican Hall

Elgar Overture ‘Cockaigne’ (In London Town)
Qigang Chen Reflet d’un temps disparu (London premiere)
Raymond Yiu The London Citizen Exceedingly Injured (world premiere)
Haydn Symphony No 104 in D, ‘London’

BBC Symphony Orchestra
Long Yu conductor
Li-Wei Qin cello

Our capital city is the theme for this lively evening, beginning with Elgar’s scintillating Overture and ending with Haydn’s final glorious symphony, written during his last stay in London. Blazing with wit, craft and earthiness, it captures the essence of the composer. The city is conjured up again by Hong Kong-born Raymond Yiu, already acclaimed for his intricate blend of Western and Eastern sonorities. He describes The London Citizen Exceedingly Injured as a ‘symphonic game’ which takes its musical cues from Elgar’s Cockaigne Overture and the nursery rhyme ‘Oranges and Lemons’. To conduct this and Chinese-French composer Qigang Chen’s new work is one of China’s leading conductors, Long Yu, Artistic Director of the Shanghai Symphony Orchestra.

David Hoyle & Richard Thomas: Merrie Hell

Soho Theatre

From Jerry Sadowitz in a Santa hat earlier this week, to David Hoyle’s Christmas tree draped with dolls’ heads and condoms, festive-phobes are spoiled for jaundiced entertainment this year. That said, veteran “anti-drag” act Hoyle’s collaboration with Richard (Jerry Springer: The Opera) Thomas is only tangentially concerned with Christmas. I doubt Hoyle ever stays on-message for long, and in this magpie-ish cabaret he is (notwithstanding his red tinsel frock) less engaged with seasonal matters than with homosexuality in the military, broken Britain and his own chequered life story. That makes for an amusing hour – not for the songs, which are so-so, but for the likable banter between Hoyle and pianist Thomas, and the air of collusive mischief he fosters with the crowd.

When Christmas is addressed, it’s with Scrooge-like loathing. Hoyle can’t stand consumerism and enforced jollity, and shrieks abuse at Thomas’s jaunty jingle-bells backing vocal. The conceit is that straight-man Thomas keeps corralling louche-cannon Hoyle into line: when the latter’s fury gets out of control, the former barks, “Camp it up, David!” in a doomed bid to keep proceedings upbeat. Fat chance, with our spindly Lancastrian host angry at the deradicalising of homosexuality, resentful at the life-denying oppressiveness of religion and keen to promote the virtues of assisted dying. Happy Christmas!

It is happy, though: Hoyle keeps giggling at his own quirky – and often off-the-cuff – outrageousness. That’s more entertaining than the pastiche hymns he sings, whose intermittently effective lyrics too often rely on “Santa drinking meths”-style shock tactics. The standout number, by a long way, is the tender, autobiographical Crying at Christmas, in which Hoyle recalls his wild youth and the friends who didn’t survive it. The self-assertion elsewhere is fun, but only this moment of self-exposure is transcendent.

The Guardian